GMX und ich haben eine Abmachung: Ich verweigere mich allen Werbeangeboten hier klicken Toolbar installieren Geburtstagsüberraschung auspacken 3 Monate kostenlos testen, dafür les ich in dem wöchentlich rundgemailten "GMX-Magazin" den "Schlußstrich", die Mini-Kolumne am Ende. Jedes einzelne Mal. Und ich muß sagen: Es macht keinen Spaß mehr.
Früher (ach, früher) war der Schlußstrich noch erfrischend hausgemacht. Zwar immer sehr brav, man will ja niemanden vor den Kopf stoßen, in der Themenwahl nicht immer originell und zuweilen leider mit albernen Tips versehen (ich danke übrigens der neuen Rechtschreibung für genau eines: daß die Schreibweise "Tipp" den handelsüblichen Tip auf Lebensmittelverpackungen oder in Ratgeberkästchen als die Idiotie entlarvt, die er immer schon war. Tipp: Nehmen Sie die Tiefkühlpizza vor dem Backen aus der Plastikfolie), aber der Schlußstrich war meist ganz hübsch zu lesen – was mir entgegenkam, denn das Lesen betrachtete ich als meine Pflicht – und mitunter sogar halbwegs interessant.
Vor allem aber hat die zuständige Kraft – ich hab mir da immer eine gutgelaunte Münchner Dame vorgestellt, die kurz vor Feierabend noch die wöchentlichen Weisheiten in die Tastatur kloppt und anschließend ein Weißbier oder zwei trinken geht – in ihren besten Momenten eines wirklich gut gemacht: Dinge ausgegraben, mit denen man sich identifizieren konnte. Alltagserfahrungen, kollektives Unterbewußtsein, so in der Art. Das Erfolgsrezept einer klassischen Kolumne. Es ging um Erinnerungen an Bandsalat und an die Schulzeit, um die Mühen des Aufstehens usw. usf. Kennt jeder, aber nicht auf so eine übergriffig-anbiedernde Mario-Barth-Art vorgetragen. Nett halt.
Zugegeben, die Themenfindung nahm häufig den einfachen Weg über den Blick in den Kalender ("Heute ist Freitag, der 13.! Heute ist der internationale Tag der Proktologie! Nächste Woche ist wieder Mittwoch! Wußten Sie schon, daß ..."), aber eines hat die mutmaßliche Münchner Dame größtenteils – nicht immer – vermieden: Das uralte selbstreferentielle abgeschmackte ausgelutschte verdammenswerte "Ich sitz hier und soll was schreiben, aber ich weiß nicht was, darum schreib ich darüber, daß ich hier sitze und was schreiben soll, aber nicht weiß was". Hualp! Ich hielt das immer für einen schülerzeitungsmäßigen Anfängerfehler, bis ich mit Erschrecken feststellen mußte: Das machen alle Kolumnisten irgendwann. Alle! Mehr oder weniger geschickt verpackt, aber dennoch.
Bei Axel Hacke, der mit seinem bräsigen schematischen Gelangweile einen Sonderplatz in meiner langen Haß-Liste erobert hat und der deswegen eine besondere Erwähnung (diese hier) verdient, merkt man übrigens meistens, daß er absolut keine Ahnung hat, was er schreiben soll, er formuliert's nur in der Regel nicht so direkt. Dafür treibt er die Selbstreferentialität auf die Spitze, und zwar so unelegant, daß man heulen möchte. Typische Hacke-Kolumne: Ich hab im Internet x gelesen. Dann hab ich im Internet y gelesen. Ich stelle mir vor: Was wäre, wenn …? Und was würde das mit dem Kolumnisten und mit seiner Kolumne machen? Woche für Woche! Kotz! Und dann noch zur Krönung am Schluß dieser kleine menschelnde Text neben der Autorenzeichnung. Das finde ich das Schlimmste am SZ-Magazin überhaupt. Ein Lebenstraum von mir ist es, einmal was im SZ-Magazin zu veröffentlichen, und zwar ausschließlich aus dem Grund, damit ich in dem kleinen Autorentextchen schreiben kann: "David Fischer-Kerli haßt diese saublöden ranschmeißerischen Feelgood-Textchen, die unter jedem fucking Artikel im SZ-Magazin stehen!"
Aber ich schweife ab.
Und Abschweifung geht gar nicht in dem neuen GMX-Schlußstrich. Dessen Zeichenzahl ist merklich begrenzt, und es geht darum, auf knappem Platz möglichst viel Inhaltsleere unterzubringen. Themenwahl: völlig unmotiviert. Das ist wichtig. Überfallartig den Leser mit Regenbögen, Yoga oder Blue Jeans konfrontieren – völlig egal – und die dadurch entstandene Schockstarre nutzen. Einstieg nach Möglichkeit mit dem ödesten Zitat, das sich finden läßt, dazu irgendwelche unineressanten Fakten, garniert mit Dummdeutsch-Floskeln, noch ein paar Allgemeinplätze reingequetscht, ein Praxisbezug zum Schluß (immer auch an die GESUNDHEIT denken), auffordernde Frage an den Leser und schnell wieder raus. Lustlosestes Zeilenschinden ohne Sinn und Verstand. Die Münchner Dame ist pensioniert, entleibt, anderweitig beschäftigt oder – am wahrscheinlichsten – wegrationalisiert. Stattdessen schreit es aus jeder Zeile: Hallo! Ich komm aus einer Content-Agentur! In zwei Minuten war ich fertig, glaubst du's? Wir machen übrigens auch
Packungsaufschriften!
Und das – da müssen wir jetzt durch – klingt dann so.
"Ein windiger März und ein regnerischer April machen einen schönen Mai." Dieses Zitat spiegelt die Hoffnungen vieler Menschen für die Pfingstfeiertage wider.
Lachen ist bekanntermaßen die beste Medizin. Studien zeigen: Je öfter und heftiger wir lachen, desto größer sind die positiven Effekte. Lachen macht nicht nur Spaß, sondern hält auch gesund!
Frühlingszeit ist immer auch Pflanzenzeit.
Neben der ständigen Suche nach neuen Aromen und Kompositionen, geht es auch um die Frage, welche Lebensmittel dem Körper wirklich gut tun. Denn hinter all diesen Food-Trends steht der Wunsch, sich bewusst, gesund und genüsslich zu ernähren. Essen ist eben so viel mehr – und ungeheuer spannend!
Jeder von uns hat wohl eine im Schrank: Die Blue Jeans ist Freizeithose Nummer 1 in Deutschland!
Kaffee ist dabei nicht nur beliebter Wachmacher, er zählt auch zu den beliebtesten Heißgetränken der Welt.
Also, auch in 2018 wird geheiratet, was das Zeug hält! Und Sie? Haben Sie sich schon getraut, wollen Sie noch oder feiern Sie lieber nur als Gast mit?
Gerade für Schnäppchenjäger sind die Kruschtelmärkte am Wochenende jetzt Pflichttermin.
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Aber wer hält sich schon immer daran?
Ob als vitaminreiches Frühstück oder schneller Snack zwischendurch, Smoothies zählen zu den größten Ernährungstrends.
Schon heute gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten die eigenen vier Wände mit Smart-Home-Anwendungen auszustatten. Sie machen es möglich uns Aufgaben ganz abzunehmen, auf Gefahren hinzuweisen oder sogar Energiekosten einzusparen. Wie smart ist Ihr Zuhause?
Also, haben Sie auch den Mut, Ihre Träume und Ideen umzusetzen!
Das, meine Damen und Herren, ist der New Way, das ist die Zukunft der Textproduktion. Und das Schöne: Das alles kann in wenigen Jahren, vielleicht sogar schon heute, auch eine Maschine erledigen, billiger und zuverlässiger als das menschliche Content-Prekariat – vorausgesetzt, man füttert sie vorher mit dem geistlosesten Material, das sich auftreiben läßt. Kalendersprüche, Werbematerial und Ratgeberbücher rein, GMX-Schlußstrich raus. Herr Turing und ich würden keinen Unterschied merken. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nachts ist es kälter als draußen. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Und was meinen Sie?
Abgelegt unter: Schmerzen, Schöne neue Welt
15.06.2018, 14:06 • Link • 1 Kommentar