Diesen Sommer habe ich während einer Fahrradtour die Prognose abgegeben, daß nach dem Rauch- und Glühbirnenverbot dasjenige, womit man uns als nächstes (und endgültig) das Leben vermiesen wird, vermutlich eine Fahrradhelmpflicht sein wird. Hätt ich mal besser mein Maul gehalten. Gerade via
idw eingegangen:
Berlin, 19.10.2011: Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie begrüßt den Vorstoß von Verkehrsminister Ramsauer zur Einführung der Helmpflicht. Unfallchirurgen forderten zuletzt im Mai 2011 eine gesetzliche Helmpflicht, um der rückläufigen Helmtragequote entgegenzuwirken. (...) Jedoch sollte in der teilweise sehr emotional geführten Diskussion zur Durchsetzbarkeit einer gesetzlichen Verankerung nicht unnötig Energie verloren gehen. Das eigenverantwortliche Tragen eines Fahrradhelms ist eine vergleichsweise einfach zu realisierende Schutzmaßnahme. Allerdings ist die Helmtragequote rückläufig. Während 2009 noch 11 Prozent der Fahrradfahrer einen Schutzhelm trugen, waren es 2010 nur noch neun Prozent. (...) Die diskutable Einschränkung in der persönlichen Entscheidungsfreiheit durch eine gesetzliche Fahrradhelmpflicht betrachtet die DGU vor dem Hintergrund der unfallchirurgischen Versorgung von verunfallten Fahrradfahrern als zweitrangig. (...)
Respekt verdienen die Unfallchirurgen nicht nur für die Leistung, Eigenverantwortung zu beschwören (liegt ja in diesen fürchterlich freiheitlichen Zeiten stark im Trend) und gleichzeitig eine gesetzliche Pflicht zu fordern, sondern vor allem für ihre deutlichen Worte: Eine Diskussion verschwendet nur Energie, also einfach Helmpflicht und basta. Einschränkung in der persönlichen Entscheidungsfreiheit? Zweitrangig. Es geht doch um die Gesundheit! Wie war das noch mit dem "mündigen Bürger"? Mit der Demokratie? 91 Prozent entscheiden sich gegen das Tragen eines Fahrradhelms? Scheißegal, dann schreibt man's ihnen halt vor.
Die grandiose Idee des Verkehrsministers ausgerechnet zu einer Zeit, wo alle Welt über die Regulierung der Finanzmärkte diskutiert, was in der Praxis aber doch nur wieder darauf hinausläuft, daß man dem Finanzsektor Milliarden an Steuergeld in den Arsch schiebt, bekräftigt meine
alte These, daß, wenn sich die Politik schon nichts mehr zu regeln traut, von dem auch die Wirtschaft betroffen wäre, immer noch der Bürger bleibt, den man schurigeln kann. Aber immer im Zeichen der elterlichen Fürsorge für die Schutzbefohlenen, einer umfassenden Liebe von mielkeschem Ausmaß. Außer natürlich, es geht um wohlfahrtsstaatlichen Transfer. Denn da fließt das Geld in die falsche Richtung, nämlich zu dir, Bürger, und das lähmt deine Selbständigkeit und deine Eigenverantwortung. Das wollen wir doch nicht, oder? Und jetzt brav schlucken. So ist's fein!