Der
Informationsdienst Wissenschaft ist eine feine Sache, denn er hält einen nicht nur per Mail auf dem Laufenden über die
relevantesten Ergebnisse aus der Welt der Forschung ("
Frauen kommen nicht häufiger zum Orgasmus, wenn ihre Partner wohlhabend sind") oder die
neuesten Horrormeldungen aus dem DKFZ, sondern hier gibt es auch alles zu erfahren über das Leben und Wirken der deutschen Urologen: Kein Monat vergeht ohne eine Nachricht der
Deutschen Gesellschaft für Urologie.
Das reicht von der Frequenz her noch nicht ganz an
Potenzmittel-Spam heran, auch wenn es schon mal sieben Mails im Monat werden können (die Wahl von Dr. Axel Schroeder zum Präsidenten des Berufsverbands der Deutschen Urologen wurde offenbar als so bedeutend erachtet, daß sie gleich
zweimal gepostet wurde), aber es weist doch auf ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis hin.
Woher kommt dieser Drang der deutschen Urologen, sich der Welt zu offenbaren? Sind es vielleicht Minderwertigkeitskomplexe aufgrund der etwas speziellen Wahl der Fachdisziplin? Immerhin sehen sich die Urologen gezwungen, selbst ihren Platz in der Medizin zu reklamieren ("
Urologen betonen Stellenwert ihres Faches"). Dabei hätten die Urologen das gar nicht nötig, das zeigen Pressemitteilungen wie "
'Urologische Woche' in ganz Europa", "
Deutsche Urologen im Ausland: Als Experten weltweit gefragt", "
Deutsche Urologen sind Europameister" und "
Hamburg im Zeichen der Urologie".
Doch damit nicht genug! Die deutschen Urologen fordern auch dich zum Mitmachen auf ("
Werde Urologe für einen Tag"), sie stellen sich auf den Wandel der Zeit ein ("
Demografischer Wandel: Urologen begegnen dem Patientenzuwachs") und widmen sich drängenden gesellschaftlichen Problemen ("
DGU unterstützt Aktion 'Rauchfrei 2008'"). Nun aber droht Gefahr. Nach beachtlichen
211 idw-Mitteilungen von September 2003 bis heute konnte es nicht ausbleiben, daß über kurz oder lang
Godwins Gesetz in Kraft tritt. Jetzt ist es passiert: Der Doppelband "
Urologen im Nationalsozialismus" wird der interessierten Weltöffentlichkeit vorgestellt. Ist jetzt noch eine Diskussion um die deutsche Urologie möglich? Man wird sehen. Fürchte ich.