Wenn es auf dieser Welt mit rechten Dingen zuginge (was es definitiv nicht tut), würden Sätze aus Politikermund, die mit "Zur Bekämpfung des Terrorismus ist es notwendig, daß ..." beginnen, niemals zu Ende gesprochen werden, weil spätestens an dieser Stelle lautes Gelächter einsetzte ob dieses arg durchschaubaren Tricks. Terrorismus als Begründung für die Einschränkung von Freiheitsrechten oder sonstige Fiesheiten ist ein so alter Hut, daß man schon in Orwells 1984 nachlesen kann, wie so etwas geht. Wenn es auf dieser Welt mit rechten Dingen zuginge, würde sich ferner jeder dem gnadenlosen Spott aussetzen, der zum Schutz der armen Kinder und Jugendlichen den Erwachsenen irgendetwas verbieten möchte. Oder leuchtet irgendwem ein, daß ich in meiner Wohnung nicht kiffen darf, damit an Schulen kein Heroin vertickt wird?
Immer gut für derart Abseitiges ist die unermüdliche Drogenbeauftragte Sabine Bätzing, die nun nach dem
Verschwinden der Raucher das Verschwinden des Rauchens aus der Kultur vorantreiben möchte: Bei einem "Gipfeltreffen" der Verantwortlichen der Privatsender und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sollen die "Möglichkeiten einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Fernsehmacher ausgelotet werden, um das Rauchen sowohl aus dem Fernsehen als auch aus Filmen zu verbannen" (via
Nachrichten.ch). Das Ganze selbstredend mit den ewiggleichen Argumenten: "Rauchen im Film ist ein Risikofaktor für den Beginn des Rauchens bei Kindern und Jugendlichen". Das hat sie schon gebracht, als es um ein
Rauchverbot in Privatautos ging, und was auch immer ihr als Nächstes einfällt, Kinder und Jugendliche werden drin vorkommen.
In den USA ist man wie üblich schon weiter: Zigaretten werden nachträglich aus Fotos und Filmen retuschiert; der Aschenbecher auf dem Foto im Editorial der "Vanity Fair" hat bereits viel Strafgeld gekostet. Wem das Zurechtzimmern der Vergangenheit aus den Erwägungen der aktuellen Politik heraus, wem die künstliche Vernichtung einer gewachsenen Kultur nicht stalinistisch vorkommt, ist gut beraten, ebenfalls noch einmal einen Blick in den guten alten Orwell zu werfen.
Schwacher Widerstand kommt bis jetzt allenfalls von ARD-Programmdirektor Struwe, der einwendet, "dass in realistischen Milieuschilderungen nicht immer auf Rauchszenen verzichtet werden könne". Damit wird er nicht weit kommen. Was haben solche Milieus überhaupt im Fernsehen verloren? Es könnten ja Kinder zusehen! Dann doch lieber 24 Stunden lang Teletubbies für alle. Darauf läuft es auch hinaus, wenn nicht endlich jemand den Mut findet, die Bätzings dieser Welt einfach laut auszulachen, sobald sie auf die Kinder-Tränendrüse drücken.
Leider lacht keiner. Und irgendwann lacht dann wirklich niemand mehr.
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29.05.2007, 18:16 • Link • Kommentieren