Am 30. April schon was vor? Ein heißer Veranstaltungstip wäre auf jeden Fall der
Festakt, mit dem die juristische Fakultät der Uni Leipzig die Aberkennung von 70 Doktortiteln zwischen 1933 und 1945 zurücknimmt – gerade mal 62 Jahre nach des Führers Ableben! Ein wahrhaft mutiger Schritt. Sogar noch ein kleines bißchen früher, nämlich bereits im Januar 2007, hat die juristische Fakultät – wohl einer plötzlichen Eingebung folgend – festgestellt, daß "in vielen der erwähnten Fälle in schwerstwiegender Weise gegen die Menschenwürde sowie die Prinzipien der Gerechtigkeit verstoßen wurde". Die betreffenden Doktoren würde das sicherlich freuen, wenn nicht längst alle tot wären. Aber so ein Dr. post. hum. ist ja auch was wert.
Überhaupt – manches dauert noch viel länger: "Erstmalig in ihrer 620-jährigen Geschichte" hat sich die
Universität Heidelberg jetzt ein Corporate Design gegeben. Vielleicht hatte man im Mittelalter aber auch noch anderes zu tun. Wie soll auch eine 620-jährige Geschichte vor dem Zeitgeist schützen, wenn selbst die ewige Ruhe nicht davor gefeit ist? "Öffentliche Friedhöfe unter Veränderungsdruck",
meldet das Deutsche Institut für Urbanistik: "Öffentliche Friedhöfe stehen mit ihren Angeboten und ihrem Service in Konkurrenz untereinander und zu privaten Akteuren". Endlich noch weiteren Spielraum für die Privatisierung entdeckt! Vorschlag an die Leipziger Juristen: Fragt mal eure toten Kollegen, wie die das Angebot und den Service so finden. Wer nach dem Tod rehabilitiert werden kann, kann doch sicher auch nach dem Tod noch Auskunft geben.