"Die Welt gehört in Kinderhände", das hat schon Kultsänger Herbert Grönemeyer gewusst und in seinem Lied "Kinder an Macht" aus dem Jahr 1986 besungen. 30 Jahre danach hat nun auch der Discounter Aldi die Logik von Kindern für sich entdeckt – und wirbt in den kommenden Monaten damit. "Erwachsene wollen immer die Bestimmer sein – weil sie sich für ziemlich klug halten", klagt ein kleiner Junge, während Bilder zu sehen sind von Mädchen und Jungs, die ausgelassen im Regen spielen, durch eine Wohnung toben oder in einen See springen.
"Aber wenn man dann fragt: Warum müssen wir uns beeilen? Warum hast du keine Zeit zum Spielen? Dann antwortet ihr nur: 'Darum'", erzählt der Junge derweil in traurigem Ton weiter. Und dann präsentiert er Lösungen, etwa: "Wir schreiben keine E-Mails, wir sprechen einfach so, wenn wir uns sehen." Und vor allem: "Wir brauchen keinen Supermarkt, der so groß ist, dass ihr euch nicht entscheiden könnt." Und zack kommt Aldi ins Spiel, nach über 40 Sekunden: "Wählt doch einfach das Richtige und befreit euch vom Rest", rät der Knirps und weiß natürlich sehr genau, wo das geht: "Aldi – einfach ist mehr."
Manuela Schwesig hatte da weniger Skrupel, richtete ihre Kritik jedoch auf einen ganz bestimmten Aspekt: die ewige Forderung nach einer Obergrenze. "Horst Seehofer geht es wie auch der AfD darum, dass man das Asylrecht ändert, eine Zahl reinschreibt", gab sie verärgert zu Protokoll. Was aber, wenn die Grenze bei 200.000 Menschen liege und Nummer 200.001 ein Kind sei? Wolle man das dann auch abweisen?
Was aber, wenn Nummer 200.001 ein Schwarzafrikaner ist, der seinem Folterregime entkommen konnte? – Halb so wild!
Was aber, wenn Nummer 200.001 ein Araber ist, der die segensreichen Wirkungen ausländischer Außenpolitik in seinem Land nicht zu schätzen weiß? – Tja, das Boot wird langsam voll, nicht?
Aber ein Kind abweisen? Um Gottes Willen, wie kann man sowas wollen? Wir haben doch Werte! Christliche Werte zumal:
Voll in Fahrt kam der baden-württembergische Innenminister jedoch, als Moderatorin Illner von ihm in Erfahrung bringen wollte, ob die AfD der konservative Flügel der CDU sei. "Die AfD hat mit der CDU nichts zu tun", empörte sich Strobl daraufhin. Sei sei sowohl antieuropäisch als auch eine antichristliche Partei, denn "Christen machen nicht die Tür zu gegenüber Leuten, die vor Gewalt und Not fliehen".
Jawoll, die CDU erkennt "Not" als Fluchtgrund an und bleibt damit ihrer alten christlichen Linie
der 90er Jahre treu:
Im September 1991, kurz vor der Bürgerschaftswahl in Bremen, macht Geißlers Nachfolger im Amt des CDU-Generalsekretärs, Volker Rühe, mobil. In einem Rundschreiben fordert er seine Partei auf, die "besorgniserregende Entwicklung von Asylbewerberzahlen" in allen Stadträten, Kreistagen und Länderparlamenten zum Thema zu machen "und die SPD dort herauszufordern, gegenüber den Bürgern zu begründen, warum sie sich gegen eine Änderung des Grundgesetzes sperrt". Handreichungen, wie man dabei den Volkszorn schürt, liefert Rühe frei Haus: Musterentwürfe für Ratsbeschlüsse und Presseerklärungen. So sollen die CDU-Mandatsträger fragen, wie viele Kindergärten sich mit dem Geld für die Flüchtlingsversorgung finanzieren ließen oder wie viel Unterricht ausfiele, weil Notunterkünfte Schulen und Turnhallen blockierten. Wenn sich die SPD weiter gegen die Grundrechtsänderung sperre, tönt Rühe, sei jetzt jeder Asylant ein "SPD-Asylant".
So christlich muß die AfD erstmal werden!
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10.09.2016, 21:06 • Link • Kommentieren