Als man im Herbst begann, die Raucher vor die Tür in die Kälte zu schicken (was ich dahin nur aus gewissen Privathaushalten kannte, wo man beim Betreten der Wohnung gebeten wird, die Schuhe auszuziehen), sagte Renate dem Heizpilz eine glorreiche Zukunft voraus, und der Plan, all unser Erspartes in die heizpilzfertigende Industrie zu investieren, scheiterte nur daran, daß wir kein Erspartes hatten. Heute muß man sagen: Glück gehabt. Naiv, wie wir waren, hatten wir nicht das volle Ausmaß des Paradigmenwechsels staatlicher Steuerung überblickt, der uns ins Zeitalter der willkürlichen Verbote geführt hat. Dem Stuttgarter Heizpilz-Verbot kann man noch zugutehalten, daß es bereits vom März stammt, als sich den schwäbischen Lokalpolitikern der Zusammenhang zwischen den kommenden Rauchverboten und einem zu erwartenden erhöhten Heizpilz-Bedarf möglicherweise noch nicht aufdrängte. Man muß aber kein Schelm sein (Raucher genügt), um Arges dabei zu denken, daß das Stuttgarter Beispiel jetzt flächendeckend
Schule macht. Da und dort sollen Heizpilze
à la Lukaschenko aus "ästhetischen Gründen" verboten werden, in der Regel aber – ganz zeitgeistig – aus Klimaschutzerwägungen.
"Heizpilze gehören zu den Dingen, die die Welt nicht braucht",
heißt es von Greenpeace. Entschuldigung? Ich würde auch lieber weiter drinnen rauchen, aber wenn ich schon vor die Tür muß, was ich mir nicht selbst ausgesucht habe, dann
brauche ich in der Tat wenigstens ein bißchen Wärme. Ganz abgesehen davon: Mir würden spontan ungefähr siebentausend andere Dinge einfallen, die die "Welt nicht braucht" und die die Umwelt schädigen. Ist es da nicht ein bißchen merkwürdig, ausgerechnet bei den Heizpilzen anzufangen? Wird denn jetzt alles, was Umweltaktivisten kritisieren, in Windeseile verboten, oder doch nur das, was aus anderen Gründen gerade in den Kram paßt? In diesem Fall müssen sich auch Sachaussagen politischer Opportunität beugen. Gebetsmühlenartig wird überall die Greenpeace-Zahl von vier Tonnen CO2 pro Heizpilz und Jahr wiederholt, auf die
man allerdings nur kommt, wenn das Teil acht Monate im Jahr auf voller Leistung brennt. Aber egal. Es hat ja auch nie jemand nachgefragt, wie genau das DKFZ zu seinen exakt dreitausend Passivrauch-Toten im Jahr kommt. Hauptsache, es klingt gut.
Wenn ich einen überarbeiteten Anlagetip geben darf: Auf gar keinen Fall in irgendeine Branche investieren, deren Produkte und Dienstleistungen auch nur entfernt dazu dienen könnten, Rauchern das Leben angenehm zu gestalten. Dazu gehört natürlich die Gastronomie, die die Kombination Rauchverbot für drinnen und Heizpilzverbot für draußen endgültig fertigmachen dürfte. Und für die Zukunft: Finger weg von Feuerzeugherstellern. Wenn jemand ein Feuerzeugverbot bewirken will, reicht es, eine beliebige Zahl zu nennen, die den schädlichen Einfluß des Feuerzeugs auf Umwelt, Mensch und Tier beschreibt – Tonnen CO2, Schadstoffpartikel pro Kubikmeter Luft, da kann man seine Phantasie spielen lassen, wie beim Ausrechnen übrigens auch. Und nicht vergessen: Für Kinder, die in der Heizpilzdiskussion eigenartigerweise noch gar nicht aufgetaucht sind, sind Feuerzeuge auch gefährlich! Ich bin mir fast sicher, daß jemand von "Pro Rauchfrei" das schon aufgebracht hat, aber ich bringe es nicht über mich, dort nachzuschauen.
Die einzige Hoffnung: Vielleicht wird irgendwann im Verbotseifer aus Versehen auch das Rauchverbot verboten. Bis dahin bleibt nur: ohnmächtige Wut. Oder
FDP wählen. Aber das geht vielleicht doch ein bißchen zu weit.