Okay, die Fotofix-Fotos waren ziemlich scheiße, aber sie zeigten eindeutig mich, da gab es wohl nicht viel Spielraum. Und der Staat
will es so. Weil der Staat aber bis Ende Oktober nicht auch noch Fingerabdrücke, Geruchsproben und einen Abstrich der Mundschleimhaut von mir will, wenn ich einen Reisepaß beantrage, ergab sich gestern ein aufschlußreiches Gespräch mit dem Beamten auf dem Bürgeramt, der verzweifelt einen Freiwilligen zum Test des Fingerabdruckscanners suchte, verzweifelt und natürlich aussichtslos, da diese Tage natürlich nur diejenigen einen Reisepaß beantragen, die auf
erkennungsdienstliche Erfassung genausowenig Bock haben wie meine Wenigkeit, obwohl ja ausdrücklich versichert wird, daß die Abdrücke nur auf dem Paß gespeichert und im Meldeamt sofort wieder gelöscht werden. Mein Argument, bei den Mautdaten wurde genauso versichert, sie würden ausschließlich zur Mautberechnung verwendet und nicht für polizeiliche Zwecke, war offenbar so originell nicht: Vor fünf Minuten habe der letzte Kunde genau dasselbe gesagt, so der Beamte. Dabei könne man es dem Bürger nicht einmal übelnehmen, daß er dem Staat nicht mehr traut, denn: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht". Dem hatte ich wenig hinzuzufügen, außer dem bescheidenen Vorschlag, ob denn nicht er selbst das Gerät testen wolle. Wollte er nicht, sein Paß war noch gültig, an einen Nutzen der Biometrie für die Terrorbekämpfung glaubte er auch nicht, und überhaupt: "Nach da drüben, wo das alles herkommt, will ich sowieso nicht". Falls mich mal jemand nach einem neuen Innenminister fragt – ich hätte da einen Vorschlag.