Der "Wochen-Kurier" macht mich fertig. Früher hoch verläßlich und orientierungsspendend – nahezu keine Woche verging ohne Bashing des Außenministers "Joseph Fischer" und ohne Foto des leider nicht sonderlich fotogenen CDU-Abgeordneten Karl A. Lamers –, erlaubt das Anzeigenblatt seit einiger Zeit nicht nur nachvollziehbare Ansichten im Editorial, sondern verwirrt die Leser zunehmend auch ansonsten mit der Multioptionalität einer pluralen Gesellschaft. Soll man nun die Wahl der Miss Eppelheim besuchen, veranstaltet von der "Guggemusik Eppler-Samba-Hase e.V.", sich in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte über die Verbrechen der Wehrmacht in Polen kundig machen, oder sich doch lieber die eine Seite zuvor besprochene neue Motörhead-CD "Kiss of Death" anhören? Oder sicherheitshalber gleich alles machen?
Noch eine weitere Alternative wurde mir dieser Tage angetragen; eine jener Veranstaltungen, bei denen man hofft, daß irgend jemand (wenn schon nicht man selbst) hingehen möge, weil alles so rührend ausgedacht ist: "100 Jahre Rangierbahnhof Mannheim" werden nächsten Samstag begangen, mit Programmpunkten wie Fahrzeugschau von Feuerwehr, Güterwagen und Lokomotiven, Lokrundfahrt und Stellwerksbesichtigung. Ein herzwerwärmendes Stück "alte Bundesrepublik" (Renate), die man in den Zeiten des globalisierten Wahnsinns doch manchmal arg vermißt. Aber wieso heißen die Stände der Bahn-Betriebskrankenkasse und der Stiftung Bahn-Sozialwerk "Infopoints"? Weshalb prangt auf dem Faltblatt das Logo von "Railion DB Logistics"? Warum ist der Mannheimer Rangierbahnhof das "Herzstück der Produktion im Cargo Zentrum Mannheim", und was ist mit dem Bindestrich des Cargo Zentrums passiert? Vielleicht gehe ich doch hin und finde es raus: 16.09.2006, 11:00-18:00, wie ein von Hand ausgeschnittenes und aufgeklebtes Zettelchen auf dem Umschlag verrät. Alleine schon deswegen.
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10.09.2006, 23:23 • Link • Kommentieren