April der grausamste Monat? Blödsinn – dank des Klimawandels wohl eher der Juli. Die Jahrtausend-Sommer häufen sich auffällig, genau wie die Jahrtausend-Fluten. "Unser Lebensstil steht nicht zur Debatte", begründete George W. Bush seinerzeit die Weigerung, sich dem Kyoto-Protokoll zu unterwerfen. Trotzdem dürften einige Änderungen der Lebensstile nicht ausbleiben: auf den untergehenden Inselchen, in den Niederlanden, in New Orleans oder hier in den Heidelberger Sümpfen.
Tätigkeiten, die auch nur entfernt mit der Benutzung des Gehirns zu tun haben, waren mir in der Hitzewelle der letzten Wochen unmöglich. Aus Solidarität fand es auch das Netzteil meines Rechners zu heiß; der Ventilator war jahreszeitlich passend in Streik getreten. Beim Entkabeln und Wiederverkabeln eines mit gefühlten siebenunddreißig Komponenten verbundenen Computers, beim Basteln in seinen Eingeweiden, während Schweiß auf die elektronischen Bauteile tropft, beim Sichern all der Daten, die sich im Laufe eines Benutzerlebens ansammeln ("Verbleibende Zeit: 2892467 Minuten"), bleibt viel Zeit zur Kontemplation, und in mir reifte der Entschluß, den verbleibenden Juli zu boykottieren. Also geschah es. Gerade wurde ich aus dem Standby-Betrieb geweckt, und ich stelle fest: Es ist August, es regnet, alles wird gut.
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01.08.2006, 23:45 • Link • Kommentieren