Zum Thema "Die Zeitung von gestern" war in der ZEIT vor zwei Wochen Erstaunliches zu lesen. Nur Lob hatte Uwe Heuser für einen neuen Typ von Managern übrig: "Sobald es irgendwo in ihren Unternehmen nicht läuft, schlagen sie zu. Erst kommen die harten Renditevorgaben, dann werden Jobs gestrichen oder ganze Firmenteile abgestoßen". Toll! Aber damit nicht genug: "Deutschlands Politiker könnten von dieser Garde manches lernen", denn "die neuen deutschen Chefs festigen gerade das Fundament für eine wachsende und jobhaltige Wirtschaft: profitable und effiziente Unternehmen" (
ZEIT 26/2006:1). Jobhaltigkeit durch Rausschmiß – ein interessantes Konzept, das in den folgenden Tagen begeistert in die Praxis umgesetzt wurde: 7500 Stellen bei der Allianz gestrichen, laut Konzernchef Diekmann notwendig trotz steigender Milliardengewinne. Natürlich bei gleichzeitigem Bekenntnis zur "unternehmerischen Verantwortung" (FR 23.6.2001:1). Gleiches Spiel wenig später beim Zürich-Konzern: Gewinne, Arbeitsplatzabbau (FR 04.07.2006:11). Und natürlich steht bei all dem keineswegs der Aktionär, sondern der Kunde im Mittelpunkt, der ja in vertriebsorientierten Branchen wie der Versicherungswirtschaft bekanntermaßen ohnehin auf Rosen gebettet ist. Das erinnert an die Telekom, deren fürsorgliche Aufopferung für den Kunden nur gemeine Miesmacher wie etwa Verbraucherschützer mit "besonders verbraucherschädigendem Verhalten" gleichsetzen wollen (FR 09.05.2006:9) – und die auch sonst den berühmten Schritt voraus ist, kommt sie doch bei ihrem Personalabbau noch schneller voran als geplant: "Wir werden unser Ziel für dieses Jahr deutlich übertreffen" (FR 06.07.2006:12). Das nenne ich Leistungsträger! Die ZEIT wäre stolz auf euch.