Die Marktwirtschaft wäre eine feine Sache, wenn man sie nur machen ließe. Beispielsweise ist der Wettbewerb, um den sich alles dreht, gar kein so dummes Konzept. Wenn aber die Konkurrenz einfach aufgekauft wird, frißt der Kapitalismus die Marktwirtschaft. Und der in der Theorie zentrale Vorteil der Markt- gegenüber der Planwirtschaft, die bedarfsgerechte Produktion, wird durch die bunte Welt der Werbung völlig seines Sinns entleert. Was irgendjemand wirklich braucht, spielt längst keine Rolle mehr. "The idea that people know what they want is wrong", hat angeblich vor Urzeiten eine Vizepräsidentin von MSN
gesagt; den Satz wird jeder beliebige Werber gerne unterschreiben. Aber nicht nur in dem, was jemand braucht, sondern auch in dem, was jemand kriegt, hat das System modernen Marketings nichts mehr mit dem marktwirtschaftlichen Erfordernis rationaler Nachfrageentscheidungen gemein. Werbung tut alles andere, als Informationen über verschiedene Produkte zu liefern und sie so rational vergleichbar zu machen. Ganz früher bedeutete eine Marke, daß man eine bestimmte Qualität der Ware erwarten konnte. Heute haben Marken nur noch mit Imagewerbung zu tun und nichts mehr mit den tatsächlichen Eigenschaften eines Produktes. (Mit Ausnahme des Preises. Der ist nämlich höher.)
Und damit kommen wir zu meinem ganz profanen Problem: Ich würde mir gerne eine Zigarette anstecken. Das Feuerzeug ist leer, deswegen soll mir eine Schachtel Europa-Zündhölzer helfen, die ich irgendwo mitgenommen habe. Kenne ich noch von früher: Das waren seinerzeit simple Streichhölzer, die zuverlässig getan haben, was man von ihnen wollte – Feuer geben. An der Streichholzschachtel, die jetzt vor mir liegt, fallen mir zwei Dinge auf, die neu sind. Erstens: Die Streichhölzer sind beschissen. Sie brechen ab oder krepieren. Zweitens: Hinter dem Namen steht jetzt "TM". Markenzündhölzer, geschützes Warenzeichen, mit Brief und Siegel. Alles wunderbar, nur brennen tun sie nicht.
Marx hätte seine Freude dran.