Ein etwas eigenwilliges Verständnis vom K.O.-System der Finalrunde bewiesen gestern abend die Mannschaften Portugals und der Niederlande, von denen man nicht wußte, ob sie sich gegenseitig aus dem Turnier prügeln wollten oder aber die Regeln so interpretierten, daß dasjenige Team verliert, bei dem als erstes alle Spieler vom Platz gestellt werden. Demgegenüber verlief die eben zu Ende gegangene Begegnung Italien-Australien trotz Gattuso und australischer Rustikalität fast zivil, wenngleich auch hier ein Platzverweis Günter Netzer dazu veranlaßte, das alte Lied von den Gefahren der Überzahl zu singen. Wenn es so einfach ist, den Gegner zu verwirren, fragt man sich, warum nicht alle Mannschaften gleich von Beginn an mit einem Spieler weniger auflaufen.
Insgesamt steht der Schweiz (so sie es schafft, heute abend die Ukraine zu besiegen) ein interessantes Viertelfinale gegen Italien bevor. Immerhin hat das Schweizer Team bei dieser WM ebenfalls schon Erfahrung mit den Wrestling-Aspekten des Fußballs sammeln können, seit Senderos sich im Gruppenspiel gegen Südkorea eine blutige Nase beim Kopfballduell holte und den Gegner zum Tragen eines erniedrigend bescheuert aussehenden Zipfelmützen-Kopfverbands verdammte. Ein bißchen bange macht es da schon, daß ausgerechnet Senderos heute – anderweitig verletzungsbedingt – pausieren muß. So bleibt es vor allem Torwart Zuberbühler überlassen, dafür zu sorgen, daß die Schweiz das Turnier auch weiterhin ohne Gegentore übersteht. Das gelang in dieser WM keiner anderen Mannschaft. Merkt auf, wenn ihr Deutsche seid!
Nachtrag: Na gut, zurück zum ursprünglichen Fahrplan: Europameister 2008 mit Heimvorteil und etwas gereiften Spielern. Ob's daran lag, daß Pflänzli mangels Daumen keine drücken konnte? Jetzt braucht es erstmal Trost, genau wie der völlig fertige Urs Meier. Ich weiß allerdings nicht, ob sich S. Kuzmanys Einschätzung, die Ukraine sei die schwächste Mannschaft, die jemals ein WM-Viertelfinale erreicht habe, wirklich dazu eignet.
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26.06.2006, 19:37 • Link • 3 Kommentare