Die Debatte um Patriotismus, Deutschlandfahnen und Nationalstolz während der WM ist recht ausgiebig geführt worden. Genereller Konsens scheint zu sein: Alles halb so wild, seit hierzulande Fun statt Faschismus angesagt ist. Die Identifikation vieler Hardcore-Fans bezieht sich offenbar ohnehin auf ein virtuelles Staatswesen namens "Schland", was eklig, aber recht harmlos klingt und insofern eigentlich ganz gut paßt. Die martialischen "Sieg"-Rufe tönen zwar immer noch unangenehm, sind aber seltener geworden. Und "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den unseligen Zeiten, in denen man lieber nach – beispielsweise – Paris fahren wollte. Mit all dem kann man ganz gut leben, solange Indianer-Koch die Klappe hält. Die große Frage, wie es nach der WM weitergeht, bleibt allerdings offen. All die realen und ausgedachten Probleme, die man in der allgemeinen Partystimmung auf Eis gelegt wähnt, sind ja keineswegs verschwunden. Um noch einmal Tammo Sachs, dem Erfinder des
Lyrik-Spammings, das Wort zu geben:
was jeder nun vergessen hat: / wir leben / in nem / schuldenstaat.