Die Schnelligkeit und Konsequenz, mit der sich die westlichen Gesellschaften vollends in Überwachungsstaaten verwandeln, gibt Anlaß zur Sorge. Dem bespitzelten Bürger bleibt immerhin ein schwacher Trost: Das Mithören von Gesprächen macht ganz und gar keine Freude, wie sich immer wieder an beliebigen öffentlichen Orten feststellen läßt. Vor allem die Verbreitung des drahtlosen Telefonierens scheint der Sinnlosigkeit menschlicher Kommunikation völlig neue Dimensionen eröffnet zu haben. Besonders hart wird es jedoch dann, wenn sich die sinnfreien Beiträge aller beiden Gesprächspartner gleichzeitig mitverfolgen lassen. Im Zeitalter der "und-isch-dann-so-und-dann-er-so"-Gespräche (Jörg Schneider) dürfte exzessives Abhören mittelfristig zu erheblichen Schäden der geistigen Gesundheit führen. In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, warum es einem unbarmherzigen Schicksal in letzter Zeit immer öfter gefällt, mich in Straßenbahnen neben jungen Damen zu plazieren, deren gesamte Unterhaltung sich darin erschöpft, wo und wann bestimmte Kleidungsstücke eingekauft wurden und welche noch zu erwerben seien. Kinder, Küche, Klamotten – eine nachwachsende Generation aus Weibchen? O Feminismus, bitte komm zurück!
P.S.: Montägliche SPIEGEL-Fotoauswertung: Roland Koch : nackte Frauen = 2 : 2
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16.05.2006, 12:46 • Link • Kommentieren