Warum wird eigentlich bei Straßenbauarbeiten, die vor deinem Fenster stattfinden, der Preßlufthammer ausschließlich in den frühen Morgenstunden eingesetzt, während der Rest des Tages weitaus leiseren Tätigkeiten gewidmet ist, etwa dem Streicheln des Straßenbelags mit einer Daunenfeder? Gibt es dafür einen okkulten logistischen Grund? Ist das die Rache an den Langschläfern dieser Welt oder einfach Tradition?
Früher dachte ich als aufrechter Linker, die Zuordnung eher unterer Schichten zu den besonders geräuscherzeugenden Berufen (Bauarbeiter, Müllmann, Bedienung von lärmigen Fertigungsmaschinen usw.) wäre nur ein Beispiel für die allgemeinen Ungleichheiten in der Arbeitssituation: laut, gefährlich, schlecht bezahlt, ein Fall für die Gewerkschaft also. Mittlerweile schreit in mir aber ein kleines Teufelchen: "Diese Schichten machen einfach gerne Krach! Fahren Akademiker aufgetunte Autos und Motorräder mit lärmoptimierten Auspuffanlagen? Apropos Autos: Sind bis zum Anschlag aufgedrehte Autoradios vielleicht nicht schichtspezifisch? Wer hat denn die ganz großen Subwoofer? Und warum kommt aus den besonders nervigen iPods nie Brubeck oder Bach? Dabei sind iPods noch die zivile Variante! Hast du dir jemals die Kiddies angeschaut, die GHETTOBLASTER mit Hip Hop und Türkpop in der Straßenbahn mit sich führen? Und die Besoffenen, die so RICHTIG laut grölen ..."
Spätestens an diesem Punkt ist es sinnvoll, das Teufelchen zu unterbrechen. Dazu genügt der Einwand: "Hör mir auf mit Schichten. Ich verdien doch auch nix". Dann ist es still.
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07.04.2006, 10:08 • Link • Kommentieren